Hamburg City – HAW Ausstellung

Hamburg City, 8 bis 4 Grad,  feinster Nebel… ihr fragt euch vielleicht was man da eigentlich will, noch vor dem eigentlichen Wochenende. Dazu kann ich nur sagen – Recherche, denn die Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW) stellt Bewerbungsmappen aus für ihre künstlerischen Studiengänge wie Kommunikationsdesign, Kostümbild, Textildesign – und für mich besonders wichtig – Illustration. Darüber möchte ich euch heute ein wenig erzählen. 🙂

 

Gegen 16 Uhr kamen meine Freundin Nina und ich in Hamburg City an. Die letzten Sonnenstrahlen schenkten uns einen Blick auf die bekannte Elbphilharmonie, den Michel, und unzählige Hochhäuser, die meisten davon waren im traditionellen Backstein-Stil.

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Nach dem Einchecken im Hostel begaben wir uns auf Erkundungstour in Richtung Innenstadt. Zu Fuß fanden wir so einige schöne Ecken, mit einem Astra Urtyp in der Hand. Die Leute die uns begegneten waren sehr nett und offen, ähnlich wie in Dresden, nur mit dem typischen Hamburger Dialekt natürlich. Es hat echt Freude gemacht ins Gespräch zu kommen, und schönen Dank nochmal an die Herren die uns beim Bier-Öffnen behilflich waren.

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Mein persönliches Highlight: Gegenüber der St.Michael Kirche gab es ein gemütliches Café mit vielen Artgenossen. Der Wahnsinn! Leider weiß ich nicht mehr wie es hieß, aber es war auf dem Weg links vom Michel in Richtung Komponistenquartier. 🙂

Nach einem deftigen Abendmahl ging es dann auf den Hamburger Dom zum Karussel-Fahren. Mit unseren vollen Bäuchen trauten wir uns jedoch nur eine Fahrt zu, unsere Geldbeutel waren damit ganz einverstanden, denn wie man weiß sind solche Unterhaltungsgeschäfte mittlerweile ganz schön teuer… danach liefen wir durch den alternativen Teil der Innenstadt in Richtung Reeperbahn, wo sich eine urige Kneipe an das nächste hippe Restaurant drängte.

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Auf der Reeperbahn hatte man echtes Las Vegas-Feeling. Es gab sehr viele Läden mit eindeutigen Angeboten und unzählig viele auffällig gekleidete Dienstleisterinnen. Allerdings gab es auch ein paar sehr geile Bars und Tanzschuppen, aber es hat seinen Grund weshalb man diese Straßen erst ab 18 Jahren betreten sollte…. Zu junges Gesocks haben wir  natürlich trotzdem vorbeiziehen sehen, meistens waren es dann aber doch zum Glück erwachsene Menschen, bei denen man keine Angst um ihre unschuldige Jugend haben musste. Uns eingeschlossen. 😉  Insgesamt war es ein sehr interessanter Abend zwischen Bourlesque, Bars, Dienstleistungen und Betrunkenen.


 

Am nächsten Tag ging es endlich zur sagenumwobenen HAW – Zielort: Design Departement.

Die Mappenausstellung war wirklich großartig, allerdings war ich erstaunt wie privat die Arbeiten teilweise waren. Für meinen Geschmack leider, und in diesem Punkt muss ich bestimmt einige Leser enttäuschen, zu privat. Ich habe die ganze Zeit mit mir gerungen ob ich Fotos mache oder nicht. An sich haben einige Besucher welche gemacht, aber ich persönlich hatte beim Durchblättern der Arbeiten das so starke Gefühl etwas ganz Intimes und Besonderes zu sehen, dass ich es deshalb bei diesem einmaligen Seh-Erlebnis belassen wollte. Tut mir leid an dieser Stelle, aber auf Youtube gibt es einige HAW-Studenten die ihre Arbeiten vorstellen, vielleicht ist das ein kleiner Trost für euch. Hier ein sehr schönes Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=utkU8HRw6b8

Insgesamt waren die Mappen sehr unterschiedlich,es gab Mappen mit rein traditionellen Zeichnungen wie Aktstudien, Portraits oder Studien zu Strukturen und Oberflächen (also Steine, Blätter etc), dann gab es wieder Mappen mit Acrylbildern und Skizzen, oder eine Mappe hatte ganz abstruse Stickereien gepaart mit abstrakten Aquarellzeichnungen. Ein ganz bunter Cocktail also. Interessant war dass es keine digitalen Bilder gab, alles war gebastelt oder irgendwie mit Hand gemacht.

Am spannendsten waren für mich die Illustrations-Mappen. Davon gab es leider nur 4 oder 5 Stück und die einzelnen Bestandteile konnte man den Namen auch nicht immer zuordnen (ich hoffe die Betreuer kriegen das wieder auseinander). Auf einem großen Tapeziertisch lagen also einzelne Haufen großer Zeichnungen, die Standardgröße war A2, nur 2 Bewerber hatten auf A3 gearbeitet, allerdings dann ohne Passepartout. Einige dieser Arbeiten waren wüst und durcheinander, teilweise garnicht ordentlich gearbeitet und auch nicht sauber in das Passepartout gesetzt. Da kann man sich nun streiten wie man das findet, für mich kamen trotz der „Unliebe“ viele Emotionen und Gedanken rüber als ich diese alternativen Mappen vor mir durchblätterte.

Das „Intime“ waren meist die Skizzenbücher. In ihnen stand gefühlt alles. Zeiten, Orte, Verabredungen, Boschaften von Mitreisenden aus ferneren Ländern, Gedanken, Kritik, reines Gedudel… einfach alles, gefühlt. Ich glaube für viele war das Skizzenbuch eine Art Ersatztagebuch, was ich irgendwie ganz interessant finde, aber einiges war mir dann auch too much talk and too little draw. Einige Bewerber schienen auch düstere Gedanken mit sich herumzutragen, wobei bloß einer insgesamt etwas „gesellschaftskritisches“ sich zum Thema gemacht hat. Die meisten anderen hatten mehrere Einzelthemen aber nichts wirkte gezwungen oder durchgeplant, vielmehr erweckten die Mappen den Eindruck dass sich die Bewerber zwar kleinere Challenges bzw „Themen“ gesetzt haben, aber sonst mehr aus dem Bauch heraus arbeiten. Viele zeichneten das was sie sehen, also Gebäude, Haustiere, Pflanzen, und durch die verschiedenen Techniken konnte man ein wenig erkennen wie diese Motive auf den Zeichner gewirkt haben müssen.

Eine Bewerberin hatte eine ganz außerordentliche Mappe. Sie hatte eine Mischung aus tollen Aquarell-Zeichnungen und Collagen sowie persönlichen Fotos, in denen sie bewegende Momente und auch Quatschbilder von ihren Reisen festhielt. Allerdings hat sie die Bilder so angeordnet dass es nie langweilig wurde, und insgesamt strahlten sie eine faszinierende Ruhe und Harmonie aus…. da bekam man richtig Lust dieses begabte Wesen in echt zu treffen!

Aber so unterschiedlich auch alle Mappen waren, so war jede von ihnen auf ihre eigene Art und Weise authentisch. Man hatte das Gefühl man würde die Person dahinter regelrecht sehen können. 🙂 Dadurch hat sich bei mir auch der Eindruck bestätigt dass man sich nicht DAS Thema raussuchen muss, sondern dass man einfach die Dinge zeichnet die einen interessieren und dass man darüber dann zu seinen größeren Arbeiten. Just do it – that’s the way! 🙂

Zum Abschluss habe ich mir übrigens ein schönes Mitbringsel mitgenommen, direkt aus dem Vorgarten der HAW:

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Darf ich vorstellen – Asti, das Haselnuss-Ästchen. 🙂 Ich überlege einige seiner Blätter zu trocknen und zum Drucken zu verwenden. Vielleicht nutze ich es aber auch erstmal nur für Studien! ♥

 

 

Also dann, ich hoffe ich konnte euch ein wenig unterhalten und dass ihr mir verzeiht dass ich keine Fotos von den Mappen selbst gemacht habe. 😉

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